Ladies, setzt eure Segel Richtung Freiheit

Ich sitze hier am Strand von Anti-Paxos, nahe der wunderschönen Insel Korfu, und lasse meinen Blick über das weite, tiefblaue Meer schweifen. Die salzige Brise streicht durch mein Haar, und ich kann nicht anders, als an die Anfänge meines Segelabenteuers zurückzudenken. All das begann im Frühjahr 2022, zusammen mit Daniel, der Liebe meines Lebens, und unseren beiden süßen Hunden Aries und Abby. Diese Reise war nicht nur ein Abenteuer, sondern der Beginn einer tiefen Leidenschaft, die ich vorher nie in dieser Form gekannt habe.

Bevor ich das erste Mal an Bord eines Segelbootes ging, spürte ich, dass in mir etwas darauf wartete, entfacht zu werden. Doch was genau das war, war mir lange nicht klar. Ich lebte mein Leben, so wie die meisten es tun – mit Arbeit, Pflichten und den normalen Dingen des Alltags. Aber als ich dann zum ersten Mal das Deck betrat, das sanfte Schaukeln des Bootes unter meinen Füßen spürte und der Wind mir ins Gesicht blies, fühlte ich es plötzlich: Dieses Gefühl der Freiheit, der Lebendigkeit, das mich bis ins Innerste berührte. Alles in mir wusste, dass dies mein Platz war. Das Meer hatte mein Herz im Sturm erobert, und es gab kein Zurück mehr.

Ich habe schon immer die Natur geliebt – die Weite, die unberührten Orte, die frische Luft. Doch nichts kommt dem Gefühl nahe, tatsächlich Teil der Natur zu werden, wenn man das Segel aufzieht und sich dem Wind hingibt. Die Kräfte von Wind und Wasser, das Zusammenspiel dieser beiden Elemente, sind für mich wie Musik – eine Symphonie, die ich nicht nur hören, sondern auch fühlen kann. Am Steuer eines Segelbootes zu stehen, die Segel in den Wind zu stellen, die Wellen zu reiten und zu wissen, dass du hier Teil von etwas so viel Größerem bist, ist einfach magisch.

Wenn ich mit dem Boot in neue Gegenden segle, wenn ich die Orte vom Meer aus sehe, öffnet sich mir eine ganz andere Perspektive. Man sieht das Land nicht so, wie es die meisten Menschen tun, sondern entdeckt es in seiner reinsten Form. Es sind die unberührten Küsten, die versteckten Buchten und die wilde Natur, die mich immer wieder in Staunen versetzen. Ich erinnere mich an Momente auf dem offenen Meer, als der Wind auf bis zu 8 Beaufort anstieg und Mutter Natur uns mit Wellen bis zu vier Metern und einem Gewitter überraschte. In solchen Augenblicken wurde mir oft klar, auf was für einem unglaublichen Planeten wir leben. Ein Planet voller wilder Schönheit, voller ungezähmter Natur. Und genau das ist für mich Freiheit – diese pure Lebendigkeit, in der du nichts kontrollieren kannst, sondern dich einfach nur hingeben musst.

Auf unserer geliebten „Sauvignon Blanc“, einer Kufner 54, habe ich unzählige Abenteuer erlebt, von denen jedes einzigartig war. Es waren nicht nur die Orte, die wir bereisten, sondern vor allem die Menschen, die ich auf diesen Reisen kennenlernen durfte. Menschen, die mich berührt, inspiriert und gelehrt haben. Das Leben auf einem Boot schafft eine Verbindung, die weit über das bloße Zusammenreisen hinausgeht. Es ist ein gemeinsames Erleben, ein Teilen von Herausforderungen und wunderbaren Momenten. Egal, ob wir nur für ein paar Tage oder Wochen unterwegs waren – jeder einzelne Gast, der bei uns an Bord war, hat eine besondere Geschichte hinterlassen, und ich könnte unzählige davon erzählen.

Nach etwa anderthalb Jahren, in denen Daniel, unsere Hunde und ich auf der Sauvignon Blanc lebten und segelten, beschloss ich, etwas Neues zu wagen: einen Frauen-Segeltörn zu veranstalten. Es war ein Gedanke, der mich schon länger beschäftigte, und ich wusste, dass der Zeitpunkt gekommen war. Dieser Törn war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht, und ich war überwältigt von der Begeisterung der Frauen, die sich für dieses Abenteuer anmeldeten. Doch so sehr ich mich auch freute, ich muss gestehen, dass ich auch unglaublich nervös war. Es war mein erster Törn ohne Daniel, ohne die vertraute Unterstützung meiner Familie, nur ich und diese fantastische Gruppe von Frauen, die unsere 17-Meter-Yacht befahren würden.

Die Zweifel, die mich vor dem Start plagten, waren zahlreich. Bin ich bereit, diese Verantwortung zu übernehmen? Schaffe ich es als Frau, eine Crew zu führen, ein großes Boot zu steuern, durch Wind und Welle zu navigieren? Was, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, wenn wir in ein Gewitter geraten? Diese Fragen ließen mich nachts wach liegen. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass es nichts bringt, sich in Sorgen um die Zukunft zu verlieren – eine Zukunft, die man ohnehin nicht vorhersehen kann. Alles, was wir tun können, ist, uns vorzubereiten und dann unser Bestes zu geben. Und wenn die Situation eintritt, dann wissen wir instinktiv, was zu tun ist.

Genau so war es auch auf diesem Frauentörn. Wir waren alle so unterschiedlich, und dennoch funktionierten wir als Team perfekt. Wir unterstützten uns, lernten voneinander und meisterten jede Herausforderung, die uns das Meer entgegenwarf. Es war einer dieser Törns, die ich nie vergessen werde. Wir haben gelacht, geweint, gesungen, gemeinsam gekocht und den Wind in unseren Haaren gespürt. Am Ende des Törns verließen wir alle das Boot mit Erinnerungen, die für immer bleiben würden – und mit einem Gefühl des Stolzes. Wir hatten es geschafft! Jede von uns hatte ihren eigenen Anteil daran, dass diese Reise so unvergesslich wurde.

Es ist so schön zu sehen, dass immer mehr Frauen den Mut finden, auf Segelabenteuer zu gehen, einen Segelschein machen und vielleicht sogar ihr eigenes Boot zu chartern. Das Steuer in die Hand zu nehmen, sich auf das Abenteuer Meer einzulassen, das sind Erlebnisse, die einem niemand mehr nehmen kann. Die Freiheit, der Wind, die unendlichen Möglichkeiten, all das wartet auf uns da draußen.

Mein Wunsch ist es, dass noch mehr Frauen diese Erfahrung machen können. Dass sie mutig sind, sich trauen, ihre Träume zu leben und sich nicht von Zweifeln abhalten lassen. Denn am Ende zählt nur, dass wir die Erinnerungen sammeln, die uns glücklich machen. Und genau das habe ich getan.