Das wohl größte Abenteuer und die emotionalste Reise meines Lebens begann am 31. März 2023. Doch bereits zuvor fühlte ich mich wie auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Entscheidung, unser Haus und den Großteil unseres Besitzes zu verkaufen, fiel mir unglaublich schwer. Natürlich wusste ich, dass wir immer auf die Unterstützung unserer Familien zählen konnten. Aber der Gedanke daran, bald tatsächlich auf einem Segelboot zu leben, fühlte sich einfach surreal an.
Da wir nicht mit unserem Auto nach Italien fahren konnten, sprangen unsere wundervollen Freunde Nina und Stefan ein. Die beiden organisierten einen VW-Bus und verstauten alles, was wir für die Überfahrt brauchten – mit dabei ihre Kinder Emma und Emil und unser treuer Wolfshund Aries. Doch Abby, unsere Schweizer Schäferhündin, musste leider zu Hause bleiben. Sie hatte sich nach einer Operation nicht gut erholt, und unsere Familien übernahmen liebevoll die Pflege, während wir unterwegs waren. Es brach uns das Herz, Abby zurückzulassen, aber wir wussten, dass sie in guten Händen war.
Unser Roadtrip führte uns nach Genua, zur Marina „Porto Antico“. Dort wurden wir herzlich empfangen und begannen, unser neues Zuhause einzurichten. Die Übergabe des Bootes war ein weiterer bedeutender Schritt, und wir nutzten die verbleibenden Tage mit unseren Freunden, um Genua zu erkunden und die letzten Vorbereitungen zu treffen. Als sie schließlich zurück nach Deutschland mussten, war der Abschied schwer – aber es war kein endgültiger, denn sie würden uns schon bald wieder an Bord begleiten.
Am 7. April hieß es dann endlich: „Leinen los!“ Mit Sonnenaufgang verließen wir den riesigen Hafen von Genua und segelten hinaus ins offene Meer. Das Kribbeln im Bauch war spürbar – es war ein Gefühl der Vorfreude, des Ungewissen, und der grenzenlosen Freiheit. Die erste Etappe führte uns auf die Insel Elba, eine Strecke von etwa 18 Stunden. Der Törn verlief reibungslos, aber die letzten Stunden in der Dunkelheit waren besonders herausfordernd. Kälte und Müdigkeit nagten an uns, aber die Ankunft gegen Mitternacht erfüllte uns mit Erleichterung. Da niemand im Hafen war, warfen wir den Anker in einer nahegelegenen Bucht.
Der Anker wollte sich jedoch nicht aus der Verankerung lösen, und nach mehreren Versuchen, ihn freizuschlagen, musste Daniel die Halterung aufbohren. Eine Stunde später war es geschafft, und wir fielen todmüde in unser Bett. Am nächsten Morgen weckte uns die Guardia di Finanza, die unsere Papiere überprüfen wollte. Aries patrouillierte stolz entlang des Bootes, als wolle er sicherstellen, dass die Beamten auch alles richtig machten – ein Moment, der uns schmunzeln ließ und die angespannte Nacht vergessen machte.
Nach diesem turbulenten Start ging es weiter nach Grossetto, einem charmanten kleinen Fischerdorf, wo wir eine ruhige Nacht verbrachten. Am nächsten Tag segelten wir nach Rom. Es waren 80 Seemeilen, die uns bevorstanden, und es fühlte sich an wie aus einem Bilderbuch: Sonne, Wind, Geschwindigkeit, und der unvergleichliche Reiz des gemeinsamen Segelns mit einem anderen Boot, das wir unterwegs trafen.
Rom begrüßte uns mit einer wunderschönen, gemütlichen Marina. Wir trafen faszinierende Menschen, darunter eine Frau, die bereits seit ihrem sechsten Lebensjahr auf einem Segelboot lebte. Die Geschichten und Erfahrungen dieser Menschen inspirierten uns, und obwohl uns ein auflandiger Sturm länger als geplant in Rom hielt, war die Zeit dort wertvoll.
Nina und Stefan stießen schließlich zu uns, und es war, als ob wir nie voneinander getrennt gewesen wären. Die mentale und emotionale Unterstützung von Freunden ist in manchen Phasen des Lebens Gold wert – und wir waren dankbar, sie an Bord zu haben. Am 17. April setzten wir unsere Reise fort, diesmal mit einer größeren Etappe von 230 Seemeilen zur Vulkaninsel Stromboli. Es war eine ruhige Nacht auf See – bis plötzlich der Himmel seine Farbe änderte. Gegen 2 Uhr früh verschwand jeder Stern am Firmament, und dunkle Wolken umgaben uns. Sturmartige Böen und peitschender Regen stellten uns auf eine harte Probe.
Inmitten dieser Nacht wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, sich in solchen Momenten dem Unkontrollierbaren hinzugeben, statt dagegen anzukämpfen. Je mehr man sich wehrt, desto schlimmer wird es. Aber wenn man akzeptiert, Schritt für Schritt Entscheidungen trifft und sich auf das Hier und Jetzt fokussiert, dann findet man auch in stürmischen Zeiten seinen Flow.
Nach diesem Sturm hielten wir auf Capri an – ein Ort zum Durchatmen, ein Moment des Friedens. Die Menschen, die wir dort trafen, teilten unsere Erfahrungen, und es tat gut, sich auszutauschen. Diese Begegnungen gaben uns neuen Mut, und so setzten wir unseren Kurs nach Stromboli fort. Es war eine lange Nacht, aber der Anblick der Vulkaninsel im Morgenlicht machte jede Herausforderung der Reise mehr als wett. Stromboli begrüßte uns mit seiner faszinierenden Gastfreundschaft, und wir beobachteten bei Sonnenuntergang die glühende Lava, die den Berg hinabfloss. Es war magisch.
Ein technisches Problem mit dem Motor brachte uns kurzzeitig in Panik, doch die schnelle Hilfe aus dem Hafen ließ uns wieder aufatmen. Die italienische Gastfreundschaft war uns während der gesamten Reise ein verlässlicher Begleiter.
Weiter ging es durch die Straße von Messina, eine berüchtigte Engstelle zwischen Kalabrien und Sizilien, die mit starken Strömungen und großen Schiffen gefüllt ist. Es war aufregend, mitten in der Nacht durch diese schmale Passage zu navigieren. Schließlich erreichten wir den Hafen Del Grazie, und dort erlebten wir einen Moment, der uns tief berührte. Die Küstenwache brachte gerettete Flüchtlinge an Land – eine Szenerie voller Hoffnung, Erleichterung, und gleichzeitig Trauer. Es war unvorstellbar, was diese Menschen durchgemacht haben mussten, und ich werde diesen Anblick niemals vergessen.
Nach dem Abschied von Nina und Stefan, die zurück nach Deutschland mussten, lag der härteste Teil der Reise vor uns: die Überquerung der Adria. Die meterhohen Wellen und der starke Wind machten diese Etappe zur körperlich anspruchsvollsten für mich. Stundenlanges Steuern und das ewige Auf- und Abreiten der Wellen forderten uns bis an unsere Grenzen. Als dann die Küstenwache plötzlich an unserer Seite auftauchte, fühlte es sich für einen Moment an, als würden wir gegen alle Widrigkeiten kämpfen – und doch fanden wir in Otranto Schutz und Ruhe.
Die Erschöpfung war groß, und ich wollte einfach nur noch ankommen, irgendwo sicher sein. Doch Daniel gab mir neuen Mut, und so machten wir uns auf den Weg Richtung Brindisi. Es wurde der schönste Segeltag seit Langem – perfekte Winde, die Sonne auf unserer Seite, und für zwei Tage ein sicherer Hafen, während wir den nächsten Sturm abwarteten.
Die letzte Etappe brachte uns nach Kroatien, zum Ziel unserer Reise. Die Nacht auf dem Weg dorthin war noch einmal turbulent, als plötzlich ein Motorboot ohne Licht auf uns zuschoss. Aries bellte, und ich rief nur nach Daniel. Die Ungewissheit hielt mich gefangen, bis wir erkannten, dass es sich um die Polizei handelte. Es war beängstigend, aber auch dieser Moment ging vorbei.
Und dann, als wir endlich die kroatischen Gewässer erreichten, fühlte sich alles surreal an. 1.100 Seemeilen, so viele Erlebnisse, die wir nicht in Worte fassen können. Wir haben gelacht, wir haben geweint, und wir sind gewachsen. Diese Reise hat mein Leben verändert – und die Erinnerungen werde ich für immer im Herzen tragen.
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